Amerikanische Soldaten im Bahnhof Töging
Im Mai 1945 bezogen amerikanische Soldaten den Bahnhof Töging als Hauptquartier. Josef Steinbichler berichtet davon in seiner Chronik des Bahnhofes Töging. Der Künstler Franz Lamprecht (1927-2002) hat das Geschehen in mehreren Zeichnungen festgehalten.
„Ende Mai 1945 besetzten die amerikanischen Streitkräfte Töging. Die Soldaten wurden in den verschiedenen Häusern einquartiert, unter anderem auch in der sogenannten Beamtensiedlung östlich vom Bahnhof. Das Hauptquartier war in den Diensträumen des Bahnhofs untergebracht. Die Feldküche installierte sich im überdachten Teil des Bahnsteigs (außerhalb der Sperre), der zu diesem Zweck rundum mit Fliegengitter eingeschlagen wurde. Zu den Essenszeiten kamen alle in der Nähe des Bahnhofs untergebrachten Soldaten hierher zum Essenfassen.
Die im ersten Stock des Bahnhofs wohnenden Eisenbahner mussten ebenfalls ihre Wohnungen räumen, da auch hier für rund fünf Monate Soldaten einzogen. Vorstand Georg Meier und Fahrdienstleiter Josef Moser zogen mit ihren Familien in die Güterhalle, Fahrdienstleiter Georg Rohrmeier wohnte mit seiner Frau und den Kindern in einem G-Wagen, der in der Rampe abgestellt war.Die von den Soldaten benützten Wohnungen sahen nach den fünf Monaten verheerend aus. Das Sofa vom Meier hatten sie auf die Bahnsteigüberdachung gestellt, um sich sonnen zu können. Damit das Sofa gerade steht, schnitten sie die hinteren Füße ab. Jeden Morgen versammelten sich die Soldaten zum Frühsport auf der Rampenauffahrt.
Einige Tag nach dem Einmarsch der Amerikaner verkehrte wieder ein Zug. Die Telefonleitungen konnten nicht benützt werden, so dass von Mühldorf nach Töging ein Eisenbahner radelte und bekanntgab: „Morgen früh kommt ein Zug.“ Der 14-jährige Sohn des Töginger Bahnhofsvorstands fuhr daraufhin auf Schleichwegen (die Amerikaner kontrollierten alle Straßen; ohne Erlaubnisschein durfte niemand umherfahren) nach Neuötting und sagte den dortigen Eisenbahnern den Zug an.“
mit freundlicher Genehmigung